Rotorua liegt am gleichnamigen See und riecht leicht nach Schwefel. Stadt und Umland sind durch zahlreiche Geysire, Thermalquellen und Schlammtümpel zu einem beliebten Touristenziel geworden - mit umfangreichem Hotel- und Restaurant-Angebot.
Das Arawa Park-Hotel versucht dem und seinen angeblich vier Sternen Rechnung zu tragen, indem zusätzlich zum Bad in einer gefliesten Loggia eine werbewirksam "Jacuzzi" genannte Thermalwasser-Sprudelbadewanne aufgestellt wird. Auch sonst ist vieles mehr Schein als Sein, aber die Lage an einer Ausfallstraße macht es als Standort perfekt.
Maoris stellen fast 40 Prozent der Stadtbevölkerung, und die meisten arbeiten im Tourismusbereich. Te Puia ist eine Mischung aus Naturwunder und Museum. Zutritt nur mit Eintritt und Führung. Der Maori-Guide informiert unterhaltsam über die Erstbesiedelung Neuseelands, über Götter, Ahnen und Traditionen. Ursprünglich von den Ägyptern abstammend (?) hätten seine Vorfahren um 1300 von Polynesien kommend die zuvor unbewohnten Inseln entdeckt. Er führt durch die "Maori University", eine Lehrstätte traditionellen Kunsthandwerks. Männer schnitzen und formen, Frauen weben und flechten. In der Āhua Gallery können die Erzeugnisse betrachtet und erworben werden.
Dann sollen wir im Kiwi Conservation Center einen Blick auf unseren ersten lebendigen neuseeländischen Kiwi werfen dürfen. Der ist jedoch im Halbdunkel nicht so schnell auszumachen und eine Schulklasse wartet. "Wir kommen später zurück," verspricht der Guide. Das entspricht, wie wir noch öfter erfahren werden, ungefähr dem charmant rheinischen "komme gleich" - vergiss es!
Ein blubbernder Schlammsee und dann per Bähnchen zum Pōhutu Geyser, der nicht nur hohe Fontänen produziert, sondern im Laufe der Zeit auch beeindruckende Sinter-Terrassen geformt hat.
Während wir auf warmen Steinen auf den nächsten Ausbruch warten, scheucht unser Guide Gäste, die ihr Maori-Erlebnis mit Tanz- und Gesangsdarbietungen komplettieren wollen ("Haka Combo"), in Richtung Versammlungshaus. Das ist uns recht, denn jetzt können wir führerlos noch etwas im Gelände umherstreifen. Wir entdecken einen Maori-Friedhof, eine Erdwärme-Kochbox und etliche Dampfspalten, bis die Fahrerin eines weiteren Bähnchens uns unausweichlich ihrer Gruppe einverleibt.
Nach Labung im Café ein kurzer Blick Versammlungs- und Vorratshäusern mit reichgeschnitzten Wänden, denn der Kaffee reicht nicht, mehr Erholung ist nötig.
So viel Thermalwasser lädt zum Baden geradezu ein. Waikite stellt uns für 16:00 einen Private Pool zur Verfügung. Wir sind zu früh und erwandern den innerhalb der Badeanlagen gelegenen Ecco Trail, zirka 500 Meter zur ergiebigsten Kochendwasser-Quelle Neuseelands. Die Warnschilder sind überflüssig, wir verspüren keine Neigung, die Absperrung zu überklettern und die Temperatur eigenhändig zu prüfen. Der Quellbach ist bei Erreichen des Badebereichs immer noch zu heiß und muss zusätzlich durch Rohrleitungen heruntergekühlt werden. Die Abwärme heizt ein Schwimmbecken voll fröhlich kreischender Kinder.
Unser Pool, eine von drei Seiten bretterummantelte Betonwanne mit Ausblick in die Wildnis lässt sich durch Heiß- und Kaltwasser-Zufluss wohlig temperieren. Kaum ein Geräusch außer Wasserplätschern und einem Vogel auf Brautschau. Der Frieden wird etwas durch die Vorstellung gestört, dass unsere Sitzfläche nur durch ein bisschen Beton und eine dünne, zudem durchlöcherte Erdkruste vor unberechenbaren Naturkräften geschützt wird. Nach 30 Minuten sind wir gar.
Abendessen bei Cobb's, Seniorenportionen, dafür Dessert. Gut. Serviert wird per Roboter, wobei jeder automatisierte Rollwagen von zwei Serviererinnen begleitet wird, die auf ihn aufpassen und ihn aus- bzw. einräumen. Netter Gag.
So langsam gewöhnen wir uns an die hohen Eintrittsgelder. Hier sind es für Trail und Schiff 98 NZD pro Person. Dafür gibt es einen Trailplan, gut befestigte Wege, eine kurze Rundfahrt über den Lake Rotomahana und jede Menge Landschaft.
32 Stationen bezeichnen und erläutern mal mehr, mal weniger attraktive Stellen. Stärker als der Inferno-Krater, der heute brav und hellblau daliegt, haben mich gelbschwefeligen Ablagerungen und die tanzenden Dunstschleier über dem Frying Pan Lake beeindruckt. Auch aus den Spalten der angrenzenden Felswände kräuselt sich Dampf. Schwarze Schwäne gleiten elegant vorbei oder dösen, den Bauch im warmen Wasser. Plötzlich ist der Weg wegen Überschwemmung gesperrt, der Umweg zwingt uns auf schmalere Pfade und zu beschleunigtem Schritt, das Schiff wartet nicht. Wir sind pünktlich, der Kapitän fehlt. Er kommt mit dem Bus. Das Schiff ist voll und voll verglast, die Scheiben beschlagen schnell. Der Kapitän erzählt von Vulkan, Insel, Nebenkrater, Geysir und Fumarolen. Wir sehen verschwommen und glauben alles. Zuletzt stoppt das Boot, damit wir andächtig über der Stelle verharren können, unter der die berühmten, 1886 nach einem Vulkanausbruch verschobenen und verschütteten Pink and White Terraces vermutet werden - die nach neuester Forschung aber auch anderswo oder gar nicht mehr existieren könnten.
Zurück fahren wir mit dem Bus, nachdem wir uns in unwürdiger Haltung die extrem hohe Einstiegsstufe hinaufgehievt haben. Runter geht es schneller.
In Rotorua steht Einkauf auf dem Programm. Die Freundin sammelt Mitbringsel, ich kaufe Pullover, denn das Wetter scheint sich nicht wirklich für Frühling entscheiden zu können. Zusammen erstehen wir neiderweckende Postkarten für die Daheimgebliebenen samt Briefmarken, die hoffentlich zu den jeweiligen Briefkästen passen. Wir glauben, sind jedoch bis zu unserer Abreise nicht sicher, dass es verschiedene Postfirmen gibt und dass nicht jede Annahmestelle (und nicht jeder Briefkasten) jede Briefmarke akzeptiert. Das würde erklären, warum zusammen eingeworfene Karten mit bis zu zwei Monaten Unterschied angekommen sind.
Abendessen in Mac's Steakhouse (Eat Street), Lammkarree top, Lammbraten Flopp!
Am 10. Juni 1886 brach der Mount Tarawera aus und spuckte eine Aschewolke bis zu zehn Kilometer hoch in die Atmosphäre. Erdbeben, Gestein und Schlammströme vernichteten nicht nur die als Achtes Weltwunder bezeichneten weiß-rosa Terrassen am Lake Rotomahana, sie verschütteten auch zahlreiche Siedlungen und Farmen. Vor allem aber töteten sie über 150 Menschen. Der Ausbruch hinterließ einen 17 Kilometer langen Riss und veränderte die betroffene Gegend deutlich. Als die Eruptionen nach fünf Stunden endeten, war auch das Dorf Te Wairoa unter einem Meter Auswurf begraben. Etwa 120 Maori und 15 Europäer, die vom örtlichen Hotel aus die Terrassen besuchen wollten, starben.
Seit 1950 wurden Teile des Dorfes ausgegraben und unter dem Namen Buried Village für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit 1999 informiert ein Museum über das Dorf, den Ausbruch und die Terrassen. Im Gelände gibt es neben den Ausgrabungen viele Infos zu Pflanzen und Bäumen. Ein Spaziergang zu den Wairere Falls (festes Schuhwerk) oder längs eines freundlich plätschernden Bachs hin zum Waitoharuru Valley Lookout mit Sicht auf den Riss und den "neuen" Lake Rotomahana macht Appetit auf den selbstgebackenen Kuchen im kleinen Café.
Die Enttäuschung über die geringe Schrittzahl bis zum Aussichtspunkt lässt sich übrigens mit einer genialen Erfindung vermeiden: Schrittzähler im geeigneten Moment drehen!