Viele Sehenswürdigkeiten in Island sind "erfahrbar", manchmal mit kurzen Wegen zwischen Parkplatz und Ziel. Aber das Land hat mehr zu bieten, wenn man sich abseits der großen Anlaufpunkte auf die eigenen Füße verlässt.
Problem: Ich habe versprochen, Risiken zu vermeiden und mich altersgemäß auf Spaziergänge zu beschränken. Da sind Wanderschuhe überflüssig, Sneaker tun es auch. Der erste Versuch führt mich zum Seljalandsfoss und weiter auf einem geschotterten Weg zum Gljúfrabúi, einem "romantisch versteckten" Neben-Wasserfall. Der Weg Richtung S-Foss ist asphaltiert und gut besucht, aber wer hinter den Wasserschleier will, muss über schräge, nasse Steinplatten und über Felsen klettern - selbst mit Sportschuhen etwas rutschig! Die meisten Besucher kehren hier um und stärken sich vor der Weiterfahrt am P-Kiosk. Der angepriesene Spazierweg zur Romantik birgt etliche Pfützen und querlaufende Rinnsale, erste Flecken auf weißem Leder. Man hört es schon rauschen, als ein mit Rasengittern befestigter Weg rechts abgeht. Er führt in die Felsen und endet vor einer Biegung in einem Schlammloch mit wenigen wackelnden Trittsteinen. Ich will nicht zurück, balanciere über die Steine und unter überhängenden Felsen hindurch ums Eck - und stehe vor einer Felswand. Frustration! Der richtige Zugang öffnet sich zirka 200 Meter weiter und führt durch einen Bach mit eiskaltem Wasser. Da kann ich zumindest meine Treter notdürftig säubern. Fazit: Füße weg von "Spazierwegen" und immer festes, wasserdichtes Schuhwerk.
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Es gibt Wegweiser, aber man kann sich eher nicht darauf verlassen, dass diese durchgängig zum Ziel führen. In den gleichförmigen Lavafeldern oder auf verbuschten Hügeln mit verzweigtem Trampelpfad-Netz ist ein kleiner Kompass hilfreich. Wenn schon Warn- und Infoschilder vorhanden sind wie die Fluttabelle vor der Vogelschutzinsel Grótta, dann sollten sie auch beachtet werden. Der Tourismusverband rät, unbedingt ausreichend Wasser, warme Kleidung und einen guten Regenschutz mitzunehmen, weil das Wetter unerwartet umschlagen kann. Selbst im extrem gut ausgeschilderten Þingvellir-Nationalpark können breite Wege in eine Kletterpartie münden. Außerhalb der Hotspots gibt es kaum touristische Infrastruktur und die Mobilfunk-Abdeckung ist lückenhaft. Liest sich bedrohlich, verschafft jedoch bei etwas Vorsicht ein intensives (und ungestörtes) Naturerlebnis. Ein Glück, dass ich doch meine Wanderstiefel eingepackt habe.
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